>Das war er also, der Frühjahrsmarathon.
Nach dem Wintermarathon/Winterlauf Doppel hatte ich ja mit einer Knochenhautentzündung (davon gehe ich aus, denn Stressfrakturen sind dort selten) im linken Schienbein zu tun. Am Donnerstag war der erste Lauf, bei dem ich da keine Schmerzen mehr verspürt habe. Also, gut getimt, offensichtlich!
Das Training hatte ich auf 6 Wochen mit extremer Intervalltrainingsreduktion angepasst und die Grundlagen hatte ich mir schon über den Winter geholt. Als Clou dann noch Jörg als Hasen, oder wie Pierre sagen würde „Asen“ verpflichtet und die Angangszeit auf 3:50/km festgelegt. Negativer Split war noch nie mein Ding und Paris zeigt, dass ich hier offensichtlich mal wieder einen Trend gesetzt habe.
Jörg habe ich natürlich erst ganz unmittelbar am Start getroffen, dort noch viele Bekannte gegrüsst, gegenseitig Glück gewünscht und dann ging’s schon los.
Ich trabte hinter Jörg her, der noch angekündigt hatte konservativ angehen zu wollen. Wir müssen so an ca. 15. Stelle gewesen sein, als ich mal nach rechts guckte und plötzlich ein Déjà-vu-Erlebnis hatte. War doch da tatsächlich wieder Christoph neben mir. Sollte es wieder so wie beim Muldentaler-Städtelauf werden?! Der erste Kilometer ging in 3:53 weg. Super Job von Jörg und das ohne GPS o.ä. Auf den nächsten Kilometern sammelten wir dann noch einige Läufer ein und hatten dann nur noch Jörg, Jens, Steven, jemanden, den wir nicht kannten, und Pierre vor uns. Beim Einbiegen in die DB-Runde hat sich Jörg schon geärgert, als er den anderen Jörg und Jens side by side sah. aber meinen Vorschlag einfach vor zu laufen lehnte er dann doch dankend ab.
Und so ging es weiter, die hinter uns schüttelten wir ab wie Herbstlaub und Pierre kam immer näher. Kurz nach der 10 km Marke hatten wir ihn dann und meinen Vorschlag sich rein zu hängen und sich ein bisschen auszuruhen nahm er dankbar an. Wir hatten nun also die Plätze 5, 6, 7 und 8 inne. Bis Platz 6 wurde geehrt. Jörg würde ohnehin aussteigen. Also mussten wir den 4. noch bekommen, wenn keiner von uns auf den undankbaren 7. Platz kommen sollte. Doch der war verdammt weit weg.
Dann passierte erstmal nicht viel. Jörg war wie eine Mutti zu mir. Kümmerte sich darum, dass ich keinen Wind abbekam, immer schön trinken konnte und das richtige Tempo lief. Das war das Gute. Das Schlechte ist, dass ich jetzt für immer in seiner Schuld stehe 😉
Der Halbmarathon ging mit 1:20:30 weg und mir ging es richtig gut. Leichtes Ziehen in den Oberschenkeln, sonst nichts.
Und weiter ging’s, oder besser rannte es. Ungefähr zwischen Kilometer 23 und 24 war plötzlich eine kleine Lücke zwischen Jörg und mir einerseits und Pierre und Christoph andererseits. Aber bei km 25 waren wir wieder zusammen. Doch gleich darauf platzte Christoph. Er hatte mir vorher schon erzählt, dass er Krämpfe zwischen Oberschenkel und Rücken hat. Und da hat es ihn dann so richtig erwischt. Sachen gibt’s!
Silke hatte uns schon informiert, dass der 4. nicht mehr so geil aussieht wie wir. Und wir konnten ihn auch schon auf langen Geraden sehen.
In Probstheida stieg Jörg dann. wie geplant- aus, allerdings nicht ohne mir mit richtig Ärger zu drohen, wenn ich nicht mindestens 6. werde.
Danke! Danke! Danke!
Was jetzt kommen würde war klar. Ich habe Pierre noch nie geschlagen. In Muldental war er auf dem Halben 2,5 Minuten vor mir. Aber vielleicht bekommen wir ja den 4. noch und ich werde 5. Aber 6. ist doch auch super und schließlich war ja der 6. Platz meine stille, heimliche Hoffnung, wenn wirklich alles klappt.
Aber in erster Linie gab mir die Angst vor Jörg noch mal Kraft. Ich konnte 10 Meter zwischen Pierre und mich bringen und sah beim Einbiegen auf die Zwickauer Straße den 4. Heiko fuhr inzwischen am Rand mit und versorgte mich mit der Information, dass es 1:30 Rückstand waren und dass der nicht mehr gut aussah. Einen Kilometer später waren es nur noch 1:15 und ich wusste, ich kriege den. Hat dann auch auf dem Schleußiger Weg (wenn ich mich richtig erinnere) geklappt. Zwischendurch hatte mich Tino mit den notwendigen Informationen versorgt. Irgendwie kommt man sich da schon so vor als ob man professionell liefe.
So war es nun also. Ich vierter, Piere mit 50 Meter Abstand, der aber konstant geblieben war und die Oberschenkel inzwischen in Milchsäureüberproduktion.
Kilometer 39 in 4:07 und km 40 in 4:12 . Und da war er. Nein, nicht der Mann mit dem Hammer. Der Mann mit der Trikolore. Pierre war neben mir. Ich sagte zu ihm: Geil, Du wirst 4., ich 5., schlag ein! Tat er und übernahm die Führung.
Normalerweise finde ich mich mit so etwas gut ab und hatte mich auch schon abgefunden. Doch Pierre lief da so 10 Meter vor mir und ich kroch noch nicht so völlig auf dem Zahnfleisch. Also was soll’s, greifen wir eben noch mal an. Gesagt, getan und der erneute Konter blieb aus.
Zähne zusammenbeißen, Arschbacken zusammenkneifen und dabei möglichst unverkrampft bleiben, positive Visualisierungen aufrufen und die letzen (nicht mal) 5 Minuten überstehen. Wer denkt, dass das einfach ist, ist noch nie einen Marathon gelaufen. Aber es klappte. Roman erkannte mich am unverkennbaren Stil und konnte sich so schon ziemlich lange auf den (zur Tradition werdenden?!) Abklatscher einstellen.
Glücklicher Vierter!