>Jens hatte es richtig festgestellt: für meine Verhältnisse lief die Vorbereitung eigentlich ganz gut.
Gut, es waren einige Ausfälle zu verzeichnen, doch eine Vorbereitung ohne Kollateralschäden ist für mich wahrscheinlich einfach nicht denkbar.
Als Überraschung war Falko nach Leipzig gekommen. Sehr schön!
Die Vorstartphase lief sonst wie immer ab, nur dass wir noch mal wenden mussten, weil es in die andere Richtung los ging. Ich stand (angemessen) in Reihe 2 hinter den beiden Jörgs und ab ging’s. Die Wendestelle war kein Problem und wie immer am Anfang bildeten sich viel zu große Spitzengruppen.
Ich hatte mir vorgenommen einen 3:45er Schnitt anzugehen. Als sich das Feld langsam einsortiert hatte, Chrische auf’m Fahrrad die Begleitung übernommen hatte, war Detlef in der Nähe.
Detlef Beier ist aus meiner Sicht die herausragende Läuferpersönlichkeit in Leipzig.
Er ist jetzt 52 Jahre alt, läuft immer noch ganz weit vorne mit und das völlig ohne Attitüde. Nach 10 Jahren startete er das erste Mal wieder über die Marathonstrecke.
Eigentlich hatte er ja angekündigt einen 4er Schnitt zu laufen, aber das was er jetzt anging war ein ganzes Stück schneller. Aber ich wollte auf keinen Fall die Prager Straße im Gegenwind alleine laufen. Die restlichen Läufer der Gruppe kannte ich nicht und wollte mich nicht drauf verlassen, dass die sich nicht übernommen hatten. Also, erstmal an Detlef dran bleiben. Und schon sammelten wir erste abgesprengte Läufer ein und mussten jetzt so um den Platz 10 herum liegen. Peter war mit Thomas los gelaufen und gesellte sich dann auf der Prager Straße zu uns. Bei Kilometer 12 hatten wir dann auch Thomas aufgenommen (wenn ich mich recht erinnere waren wir dann erstmal zu fünft um dann daraus schnell auf eine Dreiergruppe zu reduzieren. Nun waren wir auf Platz 5,6 und 7, einer würde also das Podest verpassen, und 2:37er Kurs. Viel zu schnell, da waren sich Thomas und ich einig und hielten das Tempo weiter hoch.
Detlef hatte ich schon am Anfang angeboten auch Führungsarbeit zu übernehmen. Er bleib aber immer vorn und jedesmal, wenn sich ein andere an die Spitze setzen wollte übernahm Detlef sofort wieder. So kamen wir beim Halbmarathon durch. Die offizielle Zeit habe ich noch nicht, muss aber eine 1:18er Zeit gewesen sein. Die 2. Runde dann auf der Prager Straße etwas gemächlicher, wobei jetzt- Detlef ab und zu Haken schlug- ich muss ihn mal gelegentlich fragen was ihn gestört hatte.
Für mich war es optimal, dass ich mich um Getränke und Gels nicht kümmern musste. Danke Chrische, super Job!!!
Bei Kilometer 30 schließlich durfte ich endlich mal in die Führung. Das Tempo war nun nicht mehr ganz so hoch, aber wirklich gebummelt haben wir aber auch nicht. Mir ging es soweit auch gut. Klar, die Beine wurden immer schwerer, aber energetisch war alles im grünen Bereich. Am 37. Kilometerschild konnte ich noch rechnen und verkünden, dass ein 4er Schnitt für die restlichen Kilometer reichen würde um unter 2:39 zu bleiben.
Dann sahen wir, dass es Jörg schlecht ging. Wir näherten uns immer schneller, um ihn schließlich bei Kilometer 40 zu passieren. Ich dachte ja, dass Jens in Frankfurt schlecht aussah. Doch gegen Jörg war er das blühende Leben.
Das war dann auch der Zeitpunkt wo ich Detlef und Thomas ziehen lassen musste.
Meine linke Wade war nun völlig fest, der Geist war noch wach und auch willig, aber das Fleisch war schwach. Chrische versuchte mich zu motivieren, Jörg Matthé fuhr auch noch neben mir her und redete auf mich ein. Doch da ging nichts mehr, so gar nichts mehr. Die letzen 1,2 Kilometer bin ich dann in ca. 5:30 gelaufen. Mir war alles egal, ich wollte einfach nur nicht mehr laufen müssen.
Kein Genuss beim Zieleinlauf, kaum Euphorie, aber glücklich.
Dann der besorgte Blick nach hinten, Wo bleibt Jörg?
Schließlich kam er nach 5 Minuten ins Ziel (das ist nicht übertrieben) getaumelt. Zum Glück stand Falko da, der sich erstmal um ihn kümmern konnte.
Dann war ich wieder bei mir und nun doch glücklich. Bombenzeit, Podiumsplatzierung und noch lange nicht am Ende.